In den ruhigen Tagen zwischen den Jahren komme ich sogar dazu, mal wieder mit NetLogo zu experimentieren. In dem Zusammenhang bin ich dann auf das Logo Tree Projekt gestossen, das sich eine Zusammenstellung aller Implementationen der Programmiersprache Logo vorgenommen hat. Ich war dann doch überrascht, dass es davon inzwischen 167 (!) gibt, angefangen beim MIT Logo aus den Siebzigern (lief auf PDP-10 bzw. PDP-11 Minicomputern), das für die ersten Versionen mit größerer Verbreitung Pate stand, nämlich dem Apple Logo (für den Apple II, 1980) und dem TI-Logo (für den Texas Instruments TI-99, 1981). Davon gab es sogar eine (von Löthe u.a.) eingedeutschte Version, mit der ich damals vorwiegend gearbeitet habe.
Erstaunlich auch, dass es neben NetLogo (das in einer anderen Liga spielt) mehrere aktuelle Implementationen gibt, die sich eng an den klassischen Versionen orientieren und die auch weiter gepflegt werden und für die von aktiven Lehrern viele Materialien und Beispiele bereit gestellt werden. Wer sich dafür interessiert, findet im Folgenden einige Quellen …
Ich beginne (natürlich) mit einer Mac-Version. Da gibt es eine eigenständige Implementation von Alan C. Smith (benötigt Mac OS X 10.4 Tiger), das ACSLogo. Dieses Logo hat einige interessante Features; so können Text und Code gemischt werden, womit sich sehr leicht interaktive Tutorials erstellen lassen. Grafiken lassen sich als TIFFs, aber auch als SVGs exportieren und programmgesteuerte Bildfolgen lassen sich als Quicktime-Filme exportieren. Neben dem Editor gibt es ein Prozedurenfenster, in dem – klar, was sonst – Prozeduren eingegeben werden und ein Grafikfenster, in dem sich die Schildkröte tummelt. Eines der bekanntesten rekursiven Muster, die sogenannte Hilbert-Kurve lässt sich darin z.B. elegant so formulieren:
Natürlich gibt es auch für Windows-Nutzer aktuelle Implementationen. Die bekannteste ist das MSW-Logo von George Mills. Für den Einsatz an der Schule vorteilhaft: eine deutschsprachige Variante (von Stephan Vogel bzw. Dieter Klaudt). Dazu gibt es ein ausführliches online-Tutorial von Jim Fuller und ein Buch zum Herunterladen: The Great Logo Adventure von Jim Muller. Überhaupt lassen sich dazu eine ganze Reihe von Materialien finden, die in der Schule verwendbar sind. Die deutschsprachige Variante der Hilbert-Kurve sieht dann so aus:
Eine weitere Implementation, das Berkeley Logo (UCB Logo) von Brian Harvey ist insofern interessant, als es dazu eine dreibändige Einführung in Computer Science logo Style gibt (im Netz online oder zum Herunterladen) . Darin werden u.a. symbolisches Rechnen und Probleme der künstlichen Intelligenz behandelt. Das wird durch die von Lisp geerbten mächtigen Listenoperationen unterstützt. Insgesamt ist mir wieder klar geworden, dass Logo weit mehr bietet als die bekannte Schildkrötengrafik. Bei NetLogo hatte ich mich ganz auf die Modellierung dynamischer Systeme konzentriert, aber die rekursiven Grafiken wären einige Experimente wert.