Ministerin Schick zu digitalen Medien in der Grundschule

In einem einem Gespräch mit dpa (Original bisher nicht auffindbar; beziehe mich deshalb auf heise online) äußert sich Ministerin Schick (Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg) zu digitalen Medien in der Grundschule. Das habe ich mit Interesse gelesen, da mich dieses Thema seit einiger Zeit umtreibt (siehe mein Paper dazu oder auch Blogbeiträge). Ihre zitierten Äußerungen fand ich allerdings dann sehr enttäuschend: “Die heutigen Kinder sind mit dem Smartphone groß geworden und sie sollten lernen, selbstbewusst und selbstbestimmt mit diesen neuen Medien umzugehen.”

Also sie meint wohl Handys, denn Smartphones sind die leistungsfähigeren Varianten davon mit einer großen Funktionsfülle, die sie im Grunde zu tragbaren Computern machen, und die sind in Privathaushalten noch nicht sonderlich verbreitet. Sei’s drum, natürlich ist der selbstbewusste und selbstbestimmte Umgang damit ein wichtiges Ziel. Allerdings greifen ihre weiteren Aussagen deutlich zu kurz: “Wir müssen in den Unterricht an den Grundschulen das integrieren, was die Kinder in ihrer Lebenswirklichkeit und zu Hause erleben.”

Das reicht eben nicht, denn dort erleben sie Computer und Internet vielfach nur als Spieleplattform oder Chattool. Dem sollte Schule entgegenstellen, dass es sich um heute selbstverständliche sinnvolle Werkzeuge handelt bei Informationsbeschaffung und Erarbeitung von Problemlösungen. Das kann nur gelingen, wenn diese Nutzungsformen nahtlos in den Unterricht integriert werden. Was wiederum eine angemessene Ausstattung der Schulen voraussetzt und natürlich auch Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer bei der Erarbeitung und Umsetzung neuer Unterrichtinhalte und Unterrichtsformen. Dem steht Frau Schicks Haltung diametral entgegen: ”Die Frage der Hardware ist nicht entscheidend.” Vielmehr gehe es darum, auf die vielfältigen Möglichkeiten und auch auf Gefahren einzugehen, die mit der Nutzung digitaler Medien verbunden ist. “Dazu reicht unter Umständen ein Laptop und ein Beamer an der Schule. Außerdem können die Kinder selbst auf ihren Geräten zeigen, was sie damit für Erfahrungen machen.” Schick meint zudem: “Zur Ausstattungsfrage muss man feststellen: Es ist ja häufig so, dass die Schüler besser ausgestattet sind, als das die Schulen je sein könnten.”

So wird die digitale Kluft zementiert. Und die Umstände, unter denen ein Laptop und ein Beamer an einer Schule ausreichen sollen, die proklamierte Medienbildung umzusetzen, die müsste sie mal genauer ausführen. Leider zeigen die Kommentare zur Meldung bei heise online, dass die Meinungen in der Öffentlichkeit auch nicht reflektierter sind. Da wird zum x-ten mal das Märchen wiederholt, dass doch die unfähigen Lehrer nur von den Kindern lernen könnten, dass die Grundschule gefälligst Lesen, Schreiben, Rechnen beibringen soll und bitte die Computer draußen lasse (und das von dieser technophilen Leserschaft). All das zeigt, dass die Diskussionen der Medienpädagogen (Keine Bildung ohne Medien) bei Politik und Öffentlichkeit (bisher) keine Spuren hinterlassen haben – wenn sie denn überhaupt zur Kenntnis genommen wurden. Das sollte anders werden …

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