Zur Medienkompetenz liegen inzwischen bildungspolitische Forderungen bzw. Handlungsempfehlungen vor, die das Ergebnis längerer Diskussionsprozesse sind. Dabei werden jeweils alle Bildungsbereiche und alle Bildungseinrichtungen in den Blick genommen, von der frühkindlichen Erziehung bis zur Medienbildung für Ältere. Die Broschüre der Initiative Keine Bildung ohne Medien fasst die Ergebnisse des Berliner Kongresses zusammen und bündelt sie in zentralen Forderungen. Ich hatte den Kongress skeptisch begleitet und sehe nun nicht, dass darin die Anregungen einer kritischen Teilnehmergruppe eingeflossen sind.
Skepsis überwog bei mir auch nach der Expertenanhörung zum Thema Medienkompetenz in der Enquete-Kommission. Deshalb bin ich positiv überrascht von dem nun vorliegenden Zweiten Zwischenbericht zum Thema Medienkompetenz. Die Lesbarkeit dieses Berichts profitiert von einer einführenden kompakten Bestandsaufnahme zu Begriff, Projekten und Initiativen und Forschung zur Medienkompetenz. Natürlich nehmen die Risiken interaktiver Medien auch hier wieder breiten Raum ein. Aber immerhin werden auch die Chancen thematisiert, dass Kinder und Jugendliche selbst das Internet in erster Linie als nicht mehr wegzudenkende Bereicherung sowie als hilfreiches Instrument im gesellschaftlichen wie auch im Lernalltag begreifen (Zwischenbericht, S.8). Als Mediendidaktiker freut mich besonders, dass hier Medienkompetenz auch verstanden wird als Voraussetzung zur Nutzung der Ressource Wissen in einer digitalen Welt (Zwischenbericht, S. 11).
Der Bericht benennt deutlich strukturelle Defizite mit der Konsequenz, dass die digitale Spaltung eine soziale Spaltung ist. Konsequenterweise deshalb die Forderung, dass ein Zugang zu digitalen Lernwerkzeugen […] insofern stets über die Bildungseinrichtungen erfolgen [müsse] und […] nicht nur der häuslichen Ausstattung obliegen [dürfe] (Zwischenbericht, S. 11).
Überrascht war ich dann aber doch, eine Forderung wieder zu finden, mit der ich beim KBOM-Kongress wenig Unterstützung gefunden hatte, nämlich dass jede Schülerin und jeder Schüler über einen eigenen mobilen Computer verfügt. Die Kommission empfiehlt in ihren Handlungsempfehlungen diese Ausstattung für die Sekundarstufe I und II; ich empfehle dies bereits für die Grundschule. Getoppt wird das allerdings noch durch den Vorschlag, dass gemeinsam mit der Industrie ein modellhafter Schülercomputer entwickelt wird, der den besonderen Ansprüchen an Mobilität und Robustheit entspricht (Zwischenbericht, S. 21).
Das erinnert an Beats Vorschlag eines DynabookZ, eines auf die Bedürfnisse von Schulkindern ausgerichteten mobilen Kleincomputers (Handheld/Smartphone/Tablet) samt schulspezifischer Software auf Open-Source-Basis.
Konsequent auch, wenn die Kommission fordert, dass mittelfristig zwingend die Digitalisierung von Schulbüchern, Lehr- und Lerninhalten sowie deren Zugänglichmachung im Netz beziehungsweise in Intranets notwendig wird. Deshalb der Vorschlag an Bund und Länder, die Unterstützung und Förderung entsprechender Projekte zu prüfen (Zwischenbericht, S. 34).
Keine Ahnung, wie das weitere Procedere zeitlich abläuft, d.h. ob überhaupt und wann aus diesen Empfehlungen konkrete Beschlüsse werden. Trotzdem, für mich ein eher ermutigender Bericht und Leseempfehlung an alle, die sich in diesem Feld betätigen.